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Beruehrungen

Beruehrungen

Projekt | live Elektronik & Visuals (1996)

Eine Produktion der Kunst Halle Krems und der Kulturabteilung des Landes Niederösterreich

Komposition, Stimme, Klangbearbeitung: Elisabeth Schimana
Tontechnik, Midiprogrammierung, Klangbearbeitung: Norbert Math
Lichtgestaltung: Rainer Jessl
Computeranimierte Videoprojektion: Alexandra Schuda



Die unübliche Ausgangssituation: Die Sängerin und Komponistin ist nicht auf der Bühne, doch ihre Stimme ist zu hören und eine Live-Videoprojektion macht sie sichtbar.

Die Musik basiert auf Schimanas Gesang - lange, ausgehaltene Töne und Glissandi zum Beispiel - sowie kontrapunktisch eingesetzten elektronischen Klängen. Live-elektronisch verändert bauen die vokalen und elektronischen Strukturen mächtige Klangwände auf. Langsam sich verändernde Lichtstimmungen und verschiedene Videoprojektionen sind das Bühnenbild zum 42-Minuten langen Stück.

Der Titel bezieht sich auf das erzählerische Thema des Stückes: Verschiedene Kreisläufe und Systeme konstituieren den Körper, in mentaler, geistiger Hinsicht ebenso wie in physisch-körperlicher das Nervensystem ebenso wie der Blutkreislauf. All diese Systeme folgen einerseits ihren eigenen Gesetzen und befinden sich gleichzeitig im Austausch miteinander.

Die verschiedenen künstlerischen Ebenen und Elemente des Stückes „Berührungen“ verhalten sich diesem Modell entsprechend: Die Stimme, die Videoprojektion vom sich abwägenden Nervensystem und vom zirkulierenden Blutkreislauf, Klänge von rauschendem und tropfendem Wasser, elektronisch veränderte Stimme, Lichtwirkung: Sie alle erzählen ihre jeweils eigene Stimme ebenso wie eine des dauernden sich Beeinflussens ein Symbol für die Intensität der Beziehungen zwischen Geist und Körper. (Christian Scheib)


Die Halleluja Melodie "Verba mea" aus Handschriften des 10. und 11. Jhd., ist die Basis der auf nonverbalem Gesang und WasserklÑngen beruhenden Komposition. Im Sinne einer Vielchörigkeit des römischen Kolossalstils des 17. Jhd., werden elektronische Chöre, generiert aus meiner Stimme, in den Raum projeziert. Ein mit spektralen Filtern feinst zerlegter, in einzelne Frequenzschichten im Raum verteilter Meeresklang, gibt sich erst mit dem Einsatz der letzten Schicht zu erkennen. Alle akustischen Materialien sind ohne dynamische Vorjustierung gespeichert und werden erst im Raum diesem angepasst, modelliert.

Die Live Stimme hat von der Partitur her zwar einen bestimmten Rahmen, innerhalb dessen kann sie sich aber völlig frei bewegen und spontan auf die von ihr aufgebauten digitalen Schleifen reagieren. Diese sind freies Material für den Tontechniker, sowohl in Bezug auf dessen Verwendung, als auch dessen Justierung im Raum. Ansonsten ist das Klangmaterial in Form von acht Monospuren statisch in den vertikalen wie horizontalen Ebenen des Raumes verteilt, und das Publikum ist aufgefordert sich durch die entstehenden Klangräume zu bewegen. Die Stimme ruft gespeichertes Material über MIDI ab, um damit zu spielen, es wieder fallen zu lassen, oder es erst gar nicht zu erwischen.

Das Hineinhören, Hineinspüren in die geheimnisvollen Kreisläufe unseres Körpers, die Idee innere Strukturen sichtbar zu machen, und die Kosmologie der Kikongo sprechenden Gruppen im Südwesten des Kongo und Zaire sind Basis des visuellen Konzeptes von Berührungen.

"The cosmic circle encloses the black, white and red domain of existence. It contains the dark, bounded domain of the earth and the physical body. It also contains the light, open domain of the mind, wether associated with the intellectual debates in the village square, the supreme insights of the white spirits in the land of the dead, or the white body of the inner person, which may leave its black shell. Further, the cosmic circle contains the marginal space of the graveyards and refuse heaps, the rivers and river banks, or any place of encounter between self and other. All these marginal domains provide red gateways between the black and the white spheres of existence." Aus dem Artikel "The Encounter in the Water Mirrow" von Anita Jacobson Widding in Body and Space (1991)

"Wenn meine Stimme zu schreien beginnt, könnte das Meer zu rauschen beginnen und das Nervensystem auf mich projiziert werden.“ (Elisabeth Schimana)

unterstützt von SKE, BMWVK

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  • Berührungen Teil 1

    Minoritenkirche Stein

  • Berührungen Teil 1B

    Minoritenkirche Stein

  • Berührungen Teil 2

    Minoritenkirche Stein

  • Berührungen Teil 3

    Minoritenkirche Stein

  • Berührungen Norbert Math

termine

  • 28 06 1996
  • Kunst Halle Krems, Minoritenkirche Stein
  • 26 04 1997
  • Festival Musik aus Österreich, Moskau
  • 22 11 1997
  • Festival Stimmen, Kunst Halle Krems, Minoritenkirche Stein

credits

Norbert Math

(geboren 1962 in Bozen, lebt in Wien) arbeitet in den Bereichen Radiokunst, Eleketronische Musik, Installation, Net Art. Er studierte an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (Institut für Elektroakustik und Experimentelle Musik) in Wien und begründete zusammen mit Andrea Sodomka, Martin Breindl und August Black alien productions, ein Künstlernetzwerk für Arbeiten in Theorie und Praxis Neuer Technologien und Medien. website