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Le midi alla turca

Le midi alla turca

Projekt | Max Brand Synthesizer (2009)

Komposition für den Max Brand Synthesizer
OperatorInnen: Manon Liu Winter, Gregor Ladenhauf

Im Haydnjahr 2009 entstand ausgehend von der Literatin Katharina Tiwald und dem Leiter des OHO (Offenes Kulturhaus Oberwart) die Idee zu einem Elektronischen Orchesterkonzert. Die Oberwarter Sinfonie war geboren, gezaubert aus einer Hutschachtel in der Geschichte von Katarina Tiwald. Schloss Rotenturm, Sitz der Hutschachtel, Haydn, dessen Fragmente einer Sinfonie in dieser über die Jahrhunderte schlummerte, und die Türken, die auch bei Haydn ihre Spuren hinterließen, sind die Protagonisten der Geschichte der Oberwarter Sinfonie.

Die Sinfonie ist in vier Sätze gegliedert. Jeder der vier Sätze sollte von verschiedenen KomponistInnen mit den Mitteln der elektronischen Musik erarbeitet und ausformuliert werden, wobei die Beschreibung der Sätze als Orientierung dienen sollte. Ich entschied mich für den ersten Satz.

Haydns Struktur des ersten Satzes von Le Midi seine siebte Sinfonie aus dem Jahr 1761 liefert das Gerüst für die Komposition. Allerdings hat ein Viertel die Dauer von 7,5 sec. Durch die Dehnung in der Zeit bleibt von der Struktur ein Schimmer, ein Erahnen. Die ersten fünf Minuten, der A Teil, entsprechen dem Adagio. Hier wird der Maquam (Skalen der türkischen Kunstmusik) Rast verwendet. während der B Teil, also das Allegro im Hicaz gespielt wird und im C Teil, ebenfalls Allegro, beide Maquams verwendet werden.

„Der Kopfsatz von Haydns Oberwarter Sinfonie eröffnet kraftvoll, mit Donnerschlägen und Pauken, allerdings nicht furchteinflößend, sondern freudig und erregt. In Satz und Gegensatz hören wir die Landschaft der Wart, die Kadenzen der ungarischen Sprache, die von der ersten Silbe eines Wortes zur nächsten eine Terz abfällt; wir hören die Reiberei der Konsonanten, wie sie in der kroatischen Sprache deutlich zu hören sind; bei Haydn hat man beinahe den Eindruck, als flögen krächzende Krähen durch die Musik. Wir hören das Zerfließen, wie es in der Sprache der Heanzen erklingt, die Höhe und Helligkeit der ui-Laute, Bui, Kui, ui, ui, ui, wir hören das im hochziehenden Tirillieren der Flöten, wir hören das Räderrumpeln der Wägen der Roma, die durch das Land ziehen, und schließlich hören wir, versteckt, kaum wahrnehmbar, melodische Stückchen, die an jüdische Gebete erinnern. All das schließt sich zusammen in den ersten Satz.

Die Besonderheit dieser Haydnschen Komposition liegt darin, dass er, wie wir den Skizzen schlüssig entnehmen können, ein radikal differentes musikalisches System unterlegt hat. Im Lichte dessen, dass wir es mit einem Musiker zu tun haben, der jahrzehntelang Bediensteter eines Fürsten war und damit Auftragsempfänger und Befehlsmusikant, ist es hochrevolutionär zu nennen, was er hier tat: der Komposition liegt eindeutig das tonale System der türkischen Kunstmusik zugrunde, ......für unsere Zwecke halten wir fest, dass Haydn sich an den Makam namens Hicaz hielt,.....Wir hören in Haydns Oberwarter Sinfonie eine radikale Vorwegnahme beziehungsweise Parodie all dessen, was in West- und Mitteleuropa als „alla turca“ in Mode kam. Wir hören sirrende, abflauende, über die Töne rutschende Kadenzen, Stimmen, die flehen, gurgeln, seltsame Weisen anstimmen. Wir hören das nahe Asien" (Katharina Tiwald, Auszug aus dem Text "Die Oberwarter Sinfonie", 2009)

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  • Rotunde Oberwarth

termine

  • 18 09 2009
  • in der Rotunde in Oberwart
  • adagio | exzerpt le midi alla turca | oberwarter sinfonie
  • Allegro | exzerpt le midi alla turca | oberwarter sinfonie
  • Allegro | exzerpt le midi alla turca | oberwarter sinfonie finale

credits

Gregor Ladenhauf

setzt sich mit Vorliebe zwischen die Stühle und arbeitet undogmatisch aber konzentriert an einer Vision der Unmittelbarkeit als Musiker, DJ und Sounddesigner seit 1999 in verschiedenen Konstellationen.

Leihgeber

Max-Brand-Archiv, Langenzersdorf, Wienbibliothek im Rathaus, Musiksammlung website

Manon Liu Winter

beschäftigt sich intensiv mit der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts sowie mit der Erweiterung des Klavierklangs mittels Präparation und Elektronik. Mit Programmen zeitgenössischer Klaviermusik und als Improvisatorin konzertiert sie als Solistin in Österreich und auf internationalen Festivals. website

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