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Sternenstaub

Sternenstaub

Projekt | live Elektronik (2009)

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pulsieren_implodieren_explodieren_
und geborgen sind wir im Partiklewind der Sonne


Ein Mehrkanal live-Elektronik Solostück

Binauraler Mix zum Download [mp3]

Susanne Kogler

Im Werkkatalog der Komponistin, Performerin und Radio-Künstlerin Elisabeth Schimana nehmen Kompositionen mit Live-Elektronik seit geraumer Zeit einen wichtigen Platz ein.

Schimanas Oeuvre präsentiert sich als von Kommunikation und Kooperation geprägt. Als Solostück für Live-Elektronik, komponiert 2009, kommt Sternenstaub unter ihren aktuellen Stücken insofern eine Sonderstellung zu, als die Komponistin hier auf jegliche Zusammenarbeit verzichtet, allein auf ihre Fähigkeiten als Performerin setzt und sich direkt ans Publikum wendet. Dies korrespondiert mit ihrem derzeitigen Interessensschwerpunkt, feinst nuancierte klangliche Vorstellungen mit Hilfe algorithmischer Strukturen möglichst genau umzusetzen. Dabei sind zwei Grundgedanken leitend: erstens, die Zeit unabhängig von technischen Vorgaben entsprechend individuell empfundener Vorstellungen frei zu gestalten; zweitens, den Klang wie einen Körper zu modellieren. In Sternenstaub fließen beide Aspekte in die Gestaltung ein.

Die Komposition nahm ihren Ausgangspunkt in naturwissenschaftlicher Lektüre. Die Beschreibung kosmischer Prozesse in Stephen Hawkins berühmtem Buch Eine kurze Geschichte der Zeit über die Entstehung des Universums inspirierte die Kreation klanglicher Entwicklungen. Wie aus den Werkskizzen erkennbar ist, generiert die Komponistin Sinusschwingungen und Rauschen, woraus sie das Material der sechs unterschiedlichen Module ableitet und bei jeder Aufführung immer wieder live neu gestaltet. Alle Module sind mit kosmischen Ereignissen assoziativ verbunden. Die Klangprozesse reichen von Pulsationen (Entstehung der Sterne) und deren unregelmäßigen rhythmischen Zerlegungen (Explosionen) über unterschiedlich gestaltetes Rauschen (Sonnenwinde, Explosionen) bis hin zu durch Granularsynthese gewonnene Klänge (Partikelstaub). Nur der Sonne kommt ein gelooptes Klangsampel zu (stabiler Sonnenklang). Der zeitliche Verlauf erfolgt prinzipiell von Modul 1 zu Modul 6, allerdings kann jedes Modul nach erstmaligem Gebrauch auch wiederverwendet werden. Für die einzelnen Module sind zentrale Frequenzbereiche fixiert und die Dauer einzelner Klangereignisse. Amplituden und Übergänge von Klang zu Klang sind jedoch variabel. Gesamtdauer und Überlappungszeiten der Module sind ebenfalls nicht definitiv festgelegt. Auch die räumliche Disposition wird an den jeweiligen Aufführungsort angepasst. Grundkonzept ist, dass die Performerin von einem Lautsprecherkreis (innerer Klangkreis) umgeben wird. Weitere Lautsprecher bilden darum herum einen äußeren Kreis. Das Publikum befindet sich dazwischen, kann, sitzend oder auch umhergehend, von verschiedenen Positionen aus zuhören.

Der aus dieser Konzeption resultierende Spielraum, der in jeder Aufführung eine spezifisch neue Ausformung findet, lässt das empfindende Hören der Performerin zum maßgeblichen Instrument der Gestaltung werden. Die besondere Qualität, die sich daraus ergibt, wird für das sich inmitten der Klangprozesse befindende Publikum spürbar: als Einladung, sich den Klängen auszusetzen, ihrer spezifischen von der Komponistin live gesteuerten Qualität und emotionalen Beschaffenheit nachzuspüren. Besondere Spannung entsteht daraus, dass sich durch die Live-Elektronik die Möglichkeit bietet, dem kompositorischen Akt gleichsam hautnah beizuwohnen, quasi am Puls der Kreation zu lauschen.

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    © Lucija Grbic

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    © Karoline Czech

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