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Virus #20

Virus #20

Projekt | Radiokunst (2020)

Ein akustischer Stadtrundgang in der ersten Woche des Lockdowns an Orte in Wien, die im Leben vor der Coronakrise mit ihren Massen von Stadtbewohner*innen und Tourist*innen nie zum Stillstand kamen, trifft auf die seit 2011 den Globus umspannende Virusserie.

In der Ruhe der Stadt tobt im Hintergrund der unhörbare Kampf mit dem für ihre Wirt*innen totbringenden Virus, während die geliebten, gewünschten Klänge meiner Viren – der Musiker*innen – und meiner elektronischen Partiturklänge – der Wirtin – akustisch in den Vordergrund treten.

Das Protokoll

Montag 16. 3. 2020
Es ist windig, es nieselt, der Bus in die Innenstadt ist fast leer. Der erste Tag dieser eigenartigen Ruhe. Ich begebe mich in die Michaelerkuppel, jede Bewegung, also jeder Klang, wird zu einem Einzelereignis, geht nicht unter in den Massen, einzelne Schritte, ein Fahrrad....
Virus #3.4 Mexico City 2019, Ex Teresa, auch hier eine 28m hohe Kuppel, meine Viren – das mexikanische Ensemble Liminar.

Dienstag 17. 3. 2020
Ich spaziere auf der Mariahilfer Straße. Vereinzelte Regsamkeit, auch hier bekommt jede einzelne Regung Bedeutung. Ein Koffer rollt, ein Telefongespräch, Vögel....und Baustellen. Die wurden beim Lockdown wohl vergessen.
Virus #1.0 Kiev 2011, kleiner Opernsaal, meine Viren – das ukrainische New Music Ensemble Ricochet.

Donnerstag 19. 3. 2020
Ein Gang durch den Brunnenmarkt. Verhaltene Geschäftigkeit, nicht alle Standeln sind in Betrieb, aber das Fleisch wird gehackt, der Schinkern geschnitten.
Virus #1.3 Judenburg 2014, Stadtsaal, mein Virus – der österreichische Schlagwerker Igor Gross.

Angelangt am Yppenplatz, dem Bobotreffpunkt des 16. Bezirks, stehe ich am leeren Platz, entfernt ein Grüppchen Männer, deren Sprache ich nicht spreche. Die Zeit steht still.
Virus #2.4 Wellington 2018, Victoria Universität, meine Viren – die Neuseeländer Tristan Carter, Charley Davenport und Rob Thorn (Taonga Puoro/Maori Instrumente)

Freitag 20. 3. 2020
Ich nehme die U-Bahn, kaum Menschen, es ist leicht Abstand zu halten. Immer diese „komm mir nicht zu nahe“ Blicke. Am Eingang des Wurstelpraters setze ich mich auf eine Bank, vor mir eine riesige Leuchttafel mit Covid-19 Informationen. Auch hier einzelne Stimmen, Fahrräder... Ich spaziere weiter hinein in den Wurstelprater, erinnere mich an all diese mechanischen Klänge und werde gestoppt und des Ortes verwiesen. Privatsecurity, erst da wird mir bewusst, dass ich mich auf Privatgelände befinde. Auf Umwegen schleiche ich mich nochmals hinein, der Wurstelprater bekommt eine gewisse Zärtlichkeit.
Virus #1.2 Wien 2012, Alte Schmiede, mein Virus – die österreichische Pianistin Manon Liu Winter.

Ostermontag 13. 4. 2020
Am letzten Tag vor der Neuen Normalität spaziere ich nochmals in die Innenstadt. Gerade noch rechtzeitig bevor der Wind kommt und es wieder regnet. Ein Weilchen am Graben und dann am Michaelerplatz. Der Brunnen ist in Betrieb und auf der Bank neben meiner eine Frau. Es ist ruhig, und doch brodelt es im Hintergrund.
Virus #1.1 Vilnius 2011, Jugendclub, meine Viren – das litauische Oboenquintett.

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  • Prater

    20 03 20

  • Prater

    20 03 20

  • Michaelaplatz

    16 03 20

  • Michaelakuppel

    16 03 20

  • Mariahilfer Straße

    17 03 20

  • Mariahilfer Straße

    17 03 20

  • Heldenplatz

    16 03 20

  • Gasse 1010

    16 03 20

  • Heimarbeit

    Elisabeth Zimmermann moderiert in Heimarbeit © Roland Hablesreiter

termine

  • Eine Ö1 Kunstradio Produktion
  • Technik: Martin Leitner