pulsieren_implodieren_explodieren_
und geborgen sind wir im Partiklewind der Sonne
Ein Mehrkanal live-Elektronik Solostück
25 10 2009 | Ruprechtskirche
Strom-Musik IGNM Wien kuratieret von Katharina Klement
11 09 2010 | film studio
Gogol Festival Kiev Sound Art Programm kuratiert von Patrick K.-H.
09 12 2010 |
Sync.2010 Ural Konservatorium Yekaterinburg | mit Unterstützung des Österreichischen Kulturforum Moskau
21 06 2012 |
ESC | Covered Skies , Graz kuratiert von Reni Hofmüller | mit Unterstützung von IEM und SKE
07 10 2012
The Electroacoustic Project | Atelierhaus der Akademie der bildenden Künste, Wien
22 06 2013
Museum of Contemporary Art, Zagreb, kuratiert von Danijela Tonković
10 10 2013
ANX, Oslo, mit Unterstützung der Österreichischen Botschaft Oslo
09 01 2015
The Acousmatic Project | TU Wien, Kuppelsaal
13 11 2015
CMMAS, Morelia, mit Unterstützung von österreichisches kulturforum mexiko
31 03 2016
Jeunesse Porträt, ORF Radiokulturhaus, Wien
23 09 2016 SOUND CITY DAYS | K13, Košice
08 10 2016
BIMESP 2016 | PANAROMA/UNESP, Sao Paulo | mit Unterstützung der Österreichischen Botschaft Brasilia
16 05 2018
EM4 Akademie der Künste, Berlin
22 10 2021
Lab30, Augsburg
17 12 2021
NOIZ im Kesselhaus, Innsbruck
25 02 2023
La Grande Nuit 2023 - SMCQ Agora Hydro-Québec, Montreal
Binauraler Mix zum Download [mp3]
Susanne Kogler
Im Werkkatalog der Komponistin, Performerin und Radio-Künstlerin Elisabeth Schimana nehmen Kompositionen mit Live-Elektronik seit geraumer Zeit einen wichtigen Platz ein.
Schimanas Oeuvre präsentiert sich als von Kommunikation und Kooperation geprägt. Als Solostück für Live-Elektronik, komponiert 2009, kommt Sternenstaub unter ihren aktuellen Stücken insofern eine Sonderstellung zu, als die Komponistin hier auf jegliche Zusammenarbeit verzichtet, allein auf ihre Fähigkeiten als Performerin setzt und sich direkt ans Publikum wendet. Dies korrespondiert mit ihrem derzeitigen Interessensschwerpunkt, feinst nuancierte klangliche Vorstellungen mit Hilfe algorithmischer Strukturen möglichst genau umzusetzen. Dabei sind zwei Grundgedanken leitend: erstens, die Zeit unabhängig von technischen Vorgaben entsprechend individuell empfundener Vorstellungen frei zu gestalten; zweitens, den Klang wie einen Körper zu modellieren. In Sternenstaub fließen beide Aspekte in die Gestaltung ein.
Die Komposition nahm ihren Ausgangspunkt in naturwissenschaftlicher Lektüre. Die Beschreibung kosmischer Prozesse in Stephen Hawkins berühmtem Buch
Eine kurze Geschichte der Zeit über die Entstehung des Universums inspirierte die Kreation klanglicher Entwicklungen. Wie aus den Werkskizzen erkennbar ist, generiert die Komponistin Sinusschwingungen und Rauschen, woraus sie das Material der sechs unterschiedlichen Module ableitet und bei jeder Aufführung immer wieder live neu gestaltet. Alle Module sind mit kosmischen Ereignissen assoziativ verbunden. Die Klangprozesse reichen von Pulsationen (Entstehung der Sterne) und deren unregelmäßigen rhythmischen Zerlegungen (Explosionen) über unterschiedlich gestaltetes Rauschen (Sonnenwinde, Explosionen) bis hin zu durch Granularsynthese gewonnene Klänge (Partikelstaub). Nur der Sonne kommt ein gelooptes Klangsampel zu (stabiler Sonnenklang). Der zeitliche Verlauf erfolgt prinzipiell von Modul 1 zu Modul 6, allerdings kann jedes Modul nach erstmaligem Gebrauch auch wiederverwendet werden. Für die einzelnen Module sind zentrale Frequenzbereiche fixiert und die Dauer einzelner Klangereignisse. Amplituden und Übergänge von Klang zu Klang sind jedoch variabel. Gesamtdauer und Überlappungszeiten der Module sind ebenfalls nicht definitiv festgelegt. Auch die räumliche Disposition wird an den jeweiligen Aufführungsort angepasst. Grundkonzept ist, dass die Performerin von einem Lautsprecherkreis (innerer Klangkreis) umgeben wird. Weitere Lautsprecher bilden darum herum einen äußeren Kreis. Das Publikum befindet sich dazwischen, kann, sitzend oder auch umhergehend, von verschiedenen Positionen aus zuhören.
Der aus dieser Konzeption resultierende Spielraum, der in jeder Aufführung eine spezifisch neue Ausformung findet, lässt das empfindende Hören der Performerin zum maßgeblichen Instrument der Gestaltung werden. Die besondere Qualität, die sich daraus ergibt, wird für das sich inmitten der Klangprozesse befindende Publikum spürbar: als Einladung, sich den Klängen auszusetzen, ihrer spezifischen von der Komponistin live gesteuerten Qualität und emotionalen Beschaffenheit nachzuspüren. Besondere Spannung entsteht daraus, dass sich durch die Live-Elektronik die Möglichkeit bietet, dem kompositorischen Akt gleichsam hautnah beizuwohnen, quasi am Puls der Kreation zu lauschen.
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